St.-Trinitatis-Kirche zu Ernstthal
Neumarkt, 09337 Hohenstein-Ernstthal
Die Ursprünge
„Das Thal, worinnen die hochgräflich Schönburgische Stadt Ernstthal gegenwärtig liegt, war im Jahr 1679 ein dichter Tannenwald; durch eine besondere Fügung der Vorsehung aber geschah es, daß an dessen Stelle gar bald Wohnhäuser entstanden. Es machte nämlich Herr Jakob Simon, Kauf- und Handelsmanns in Hohenstein, den Anfang zu dieser Veränderung damit, daß er im Jahre 1679 einen zunächst an Hohenstein gelegenen Waldplatz erkaufte. Hier baute er das erste Haus.“ (Pfr. Carl Traugott Schmidt, Neue Sächs. Kirchengalerie)
1680 brach im Schönburgischen Land eine Pestepidemie aus. Aus Sorge vor der Seuche hatten auch andere Hohensteiner die Stadt verlassen und siedelten sich an den Waldplätzen an, wo sich 1681 Johann Simon neben das Haus seines Vaters ein eigenes Haus und eine Färberei bauen ließ. Bei den Landbesitzern, den Herrn von Hinterglauchau, erwirkte Johann die Genehmigung, Wald abholzen zu lassen und einen neuen Ort zu gründen. Er investierte in den Bau weiterer Häuser, die er zuziehenden Gewerbetreibenden anbot. Er ließ diese Weber, Färber und Bleicher für sich arbeiten und zog vom Lohn einen Betrag für die Nutzung der Häuser ab. Die Lebensbedingungen für die Siedler und ihre Familien waren so gut, dass immer mehr Menschen aus anderen Orten hierher kamen.
Man besuchte selbstverständlich die Gottesdienste in Hohenstein, man wurde dort getauft, getraut, beerdigt und wurde von Hohenstein aus geistlich betreut. Die Oberen von Hohenstein sahen bald nicht mehr ein, dass die Bewohner der neuen Siedlung die Christophorikirche mit nutzten, ohne an den Kosten für deren Unterhalt beteiligt zu sein. Ab 1686 durften die Bewohner der Waldplätze die Gottesdienste in der Hohensteiner Kirche nicht mehr besuchen. Sie durften dann nach Vermittlung der Herrschaften die Kirche in Oberlungwitz mit nutzen, wo alle kirchlichen Amtshandlungen bis zum 21. Dezember 1886 stattfanden. Die Differenzen mit der Hohensteiner Bürgerschaft führten zur Gründung eines neuen Kirchspiels.
Von der Herrschaft angewiesene finanzielle Beiträge der Gemeinden Wernsdorf und Gesau, die Sammlung von Hauskollekten in der neuen Ansiedlung selbst und Spenden der Herren von Hinterglauchau machten es möglich, einen Kirchenbau zu planen. Die damals in Schloss Hinterglauchau regierenden Herrn Christian Ernst und August Ernst von Schönburg wünschten, dass der neue Ort den Namen “Ernstthal” erhalten solle. Dies wurde den Bewohnern anlässlich der Grundsteinlegung für die Kirche am 30. Mai 1687 mitgeteilt.
Schon im Oktober 1687 wurde Georg Friedrich Reinheckel als Pfarrer der Gemeinde angestellt. Bis zur Vollendung der Kirche wurden Gottesdienste in Johann Simons Brauhaus gehalten.
Simon lieh der Ernstthaler Gemeinde zum Bau der Kirche und des Pfarrhauses Geld und stiftete den Altar mit den geschnitzten Figuren, die heute an unserer Kanzel und an der Wand angebracht sind. Nach relativ kurzer Bauzeit und mit bescheidenen finanziellen Mitteln erbaut wurde das Gotteshaus am 1. November 1689 geweiht. Die Ernstthaler hatten nun ein eigenes Haus, in dem sie Gottesdienst feiern konnten. Doch in den folgenden Jahren gab es manches nachzubessern.
Erst nach 1690 wurde das Dach in einen solchen Zustand versetzt, dass es Witterungseinflüssen standhielt. Ende des 17. Jahrhunderts wurden der Taufstein aufgestellt, eine Empore für den Schülerchor angelegt und das Gestühl ergänzt. 1701/02 befestigte man den Fußboden im Altarraum mit Ziegeln und im Kirchenschiff durch Steine.
Die erste Orgel (von Meister Joh. Peter Penigke aus Zwickau) konnte 1711 angeschafft werden. Bereits 1765 wurde sie durch eine Orgel (von Joh. Jacob Schramm aus Mülsen St. Jacob) ersetzt.
Baumaßnahmen
Zwischen 1717 und 1730 wurden bauliche Veränderungen vorgenommen, damit die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher Platz fand. Um die westliche Giebelseite zu stabilisieren, die durch das Läuten der drei Glocken (1695, 1708 und 1732 geweiht) Risse bekommen hatte, baute man 1766 eine Vorhalle an. Als auch diese 1838 in schlechtem baulichen Zustand war, entschloss man sich, an ihrer Stelle einen Kirchturm zu errichten, in dem alle drei Glocken Platz fanden. Bis zu diesem Zeitpunkt hingen die beiden kleineren Glocken im Dachreiter, die große unter dem Kirchendach. 1842 war dieser Turmbau beendet. In den Jahren 1859/60 erfolgte ein Umbau des Kircheninneren.
1873 wurde die dritte Orgel (von Gotthilf Bärmig aus Werdau) eingebaut. Verschiedene Baumaßnahmen folgten 1886. Der umfangreichste Umbau, der eine völlige Neugestaltung zur Folge hatte, begann 1904. Fast die gesamte hölzerne Ausstattung (Gestühl, Emporen, Orgelgehäuse, Kanzel und Teile des Altars) verkaufte man als Bau- oder Brennholz. Die Decke des Kirchenschiffs wurde abgetragen, ebenso das Ziegeldach, welches durch ein schiefergedecktes Satteldach ersetzt wurde. Die Mauern sind seit diesem Umbau etwa zwei Meter höher. Durchbrüche an der Westwand ermöglichten den Anbau überdachter Außentreppen zu den Emporen. Für den Anbau der halbkreisförmigen Apsis wurde die rechteckige Ostwand teilweise entfernt. Der Umbau brachte auch den Einbau doppelt verglaster teils farbiger Fenster mit sich und bedingte neuen Außenputz. Über dem Hauptportal wurde ein Glasmosaik angebracht. Es trägt die Überschrift: “Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.”
Den Innenraum gestaltete man im Stil der Zeit, es wurden aber auch Elemente aus der alten Kirche übernommen (Taufstein, geschnitzte barocke Plastiken und das Altarbild von 1874). Die 1905 eingebaute vierte Orgel (gebaut von W. Schmeisser aus Rochlitz) stiftete Kommerzienrat Pfefferkorn. Im Jahr 1917 mussten zwei der drei Glocken und die Orgelprospektpfeifen zu Kriegszwecken abgeliefert werden. 1920 erhielt die Gemeinde drei Eisenhartgussglocken (Stimmung: es – g – b).
Renovierungen
Erst im Jahr 1952 kamen die Renovierungsarbeiten zur Ausführung, die bereits 1938 geplant, durch den Kriegsausbruch aber verhindert worden waren. Leider stellte man aus Kostengründen den Originalzustand der Bemalung nicht wieder her, sondern übertünchte die ornamentale Bemalung von 1905. Ein Fortschritt war die Umstellung auf elektrische Beleuchtung. 1966/67 wurde der Turm neu gedeckt.
Bei der nächsten Innenrenovierung 1978 stellte eine Malerfirma die Jugendstilbemalung von 1905 weitgehend wieder her. Ernstthaler Gemeindeglieder halfen in 2400 Arbeitsstunden mit. Seit 1981 besitzt die Trinitatiskirche eine Orgel (die mittlerweile fünfte) der Firma Eule aus Bautzen. 1991 konnte die Fassade der Kirche erneuert werden. Nach dem Einbau einer neuen Heizung im Jahr 1996 erfolgte 2002 auch eine Innenrenovierung der Kirche.
2006 mussten die Eisenhartgussglocken, die Verschleißerscheinungen zeigten, ausgebaut werden. Am 9. September 2007 weihte man die in Lauchhammer gegossenen Bronzeglocken (in der Stimmung fis – a – cis). Nach dem Umbau des Glockenstuhles und der Erneuerung der Balkenkonstruktion im Turm erhielten die Glocken ihren Platz und wurden am 16. Dezember eingeläutet.
2010 ließ die Gemeinde den Kirchturm von außen sanieren. Die Turmspitze samt Laterne erhielten eine Schiefereindeckung. Die alte Turmkugel wurde ersetzt und das Turmkreuz erhielt eine neue Vergoldung. Alle Außentüren wurden überarbeitet. Im Jahr 2011 erfolgte die Sanierung der äußeren Emporenaufgänge.
Wie bei jedem Haus, so ist es auch bei dieser Kirche immer wieder nötig, Hand anzulegen, um dem Verfall entgegenzuwirken. Dahinter muss eine lebendige Gemeinde stehen!
Kirche zu Wüstenbrand
Kirchweg, 09337 Hohenstein-Ernstthal OT Wüstenbrand
Quellen:
- “Neue Sächsische Kirchengalerie”
- Lic. Pfr. Dr. Bönhoff
- Archiv der Kirchgemeinde Ernstthal-Wüstenbrand
- Archiv Wolfgang Hallmann
Der Friedhof der St. Trinitatis-Kirchgemeinde zu Ernstthal
Der an der Lindenstraße im Stadtteil Ernstthal befindliche Friedhof der Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Trinitatis wurde im November 1913 mit einem finanziellen Gesamtaufwand in Höhe von 49.835 Mark und 12 Pfennigen fertiggestellt, wobei ein Anteil von 6.110 Mark auf den Ankauf von Grundstücken entfiel. Auf diesem Friedhof finden seitdem viele Hohenstein-Ernstthaler ihre letzte Ruhestätte.
Vorher gab es zwei Friedhöfe zwischen der Dresdner Straße/Hohe Straße, deren älterer Teil auf die Stadtgründung Ernstthals im Jahre 1680 zurückgeht und bis 1881 genutzt wurde. Eine Erweiterung in Richtung Neue Straße erfolgte 1882. Diese konnte aber der schnellen Bevölkerungsentwicklung Ernstthals nicht lange gerecht werden.
Bereits 1906 waren die zur Verfügung stehenden Flächen fast vollständig belegt. Hinzu kamen Probleme in der Bodenbeschaffenheit. So wurden mit der Stadtverwaltung Verhandlungen zwecks Erweiterung aufgenommen. Der Standort an der Dresdner Straße war jedoch nicht erweiterbar, so dass nach einem neuen Standort gesucht wurde. Hierbei kam von Seiten der Stadt der Vorschlag zur Anlage eines Zentralfriedhofs. Aber auch der Hohensteiner Friedhof war nicht ohne Probleme erweiterbar. Da sich der Handlungsbedarf verschärfte, stimmten Stadt und Landeskirche zu, geeignete Grundstücke zu erwerben und die Errichtung eines neuen Friedhofs zu veranlassen.
Die im Frühjahr 1911 in Augenschein genommenen Grundstücke entsprachen den Erfordernissen, jedoch zogen sich die Kaufverhandlungen fast ein Jahr hin. Im September 1912 wird Baurat Zeißig aus Leipzig beauftragt, Entwürfe und Zeichnung zur Errichtung einer Friedhofshalle zu fertigen. Anfang Oktober beginnen die Straßenbauarbeiten und das Anpflanzen von Bäumen. Ende Oktober 1912 vergibt der Kirchenvorstand den Auftrag für die Erd-, Maurer- und Zimmererarbeiten an Baurat Richard Müller aus Hohenstein-Ernstthal. Nach Kostenaufstellung von Baurat Zeißig sollen die Gesamtkosten für die Halle 25.000 M betragen. Der von Herrn Baurat Zeißig vorgelegte Entwurf des Eingangstores findet allseitige Zustimmung (siehe Abbildung rechts).
Am 2. November, dem Tag des jährlichen Kirchweihfestes, erfolgt die Weihe der Halle mit einem Gottesdienst. Am 7. November 1913 findet die erste Beerdigung statt. Der Friedhof an der Dresdner Straße wird zeitgleich stillgelegt und nach Ablauf der Frist als Gartenland verpachtet.
Der Friedhof der Kirchgemeinde zu Wüstenbrand
In vielen Ortschaften unserer Umgebung war es von alters her üblich, den „Gottesacker“ umgangssprachlich genannten Friedhof, um die Kirche herum anzulegen. So war auch in Wüstenbrand der Friedhof zunächst östlich, südlich und westlich unmittelbar am Kirchenbau ausgerichtet. Das ist auf einer alten Lithographie, die um 1840 entstand, gut zu sehen.
Mit Anwachsen der Bevölkerung, insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, machte sich die Erweiterung des Friedhofs erforderlich. Durch Ankauf von Land im Jahre 1897, konnte das Areal in nordwestlicher Richtung deutlich erweitert werden. 1899 entstand die Friedhofshalle, ein kleiner Klinkerbau, der erst vor wenigen Jahren neu saniert und nun wieder für Trauerfeiern genutzt werden kann.
Eine Besonderheit auf dem Wüstenbrander Friedhof stellt das Mausoleum des Baldwin Palmer dar. Palmer, der 1863 in Wüstenbrand geboren wurde, wanderte gegen Ende des 19. Jh. in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Als Plantagenbesitzer und mit dem Handel landwirtschaftlicher Produkte kam er zu einigem Wohlstand. Die Verbindung in seine Heimat riss nie ab und so verfügte er testamentarisch, in Wüstenbrand beerdigt zu werden. Dazu wurde 1928 das Mausoleum errichtet. Außerdem vermachte er seinem Heimatdorf eine Stiftung für wohltätige Zwecke. Diese Stiftung lässt sich bis Mitte/Ende der 1940er Jahre nachverfolgen.
Leider ist das 1928 errichtete Mausoleum seit etlichen Jahren ungenutzt. Die Kirchgemeinde würde sich freuen, wenn das Gebäude recht bald wieder einer Nutzung zugeführt werden könnte, damit ein Stück Ortsgeschichte, aber auch eine bauliche Besonderheit, auf dem Wüstenbrander Friedhof erhalten bliebe.
Bitte melden Sie sich bei Interesse oder mit Ihren Anregungen im Pfarramt Ernstthal, Neumarkt 20.